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Francisco Mari / Rudolf Buntzel
Das globale Huhn
Hühnerbrust und Chicken Wings – Wer isst den Rest?
1. Aufl. 2007
280 S., 20,7 x 14,5 cm, Pb.
19,90 €
ISBN 9783860998526

nur noch als digitales Buch ab Verlag

Hähnchenbrust ist beliebt und Bestandteil kalorienbewusster Ernährung. Geflügel wird in deutschen Küchen fast nur noch selektiv verwertet – als Brust, Keule oder Flügel. Das ganze Hähnchen als Mahlzeit ist vom Speiseplan verschwunden. Was passiert mit dem Rest des Huhns? Kaum einer hat die Veränderungen im globalen Handel von Hühnerfleisch wahrgenommen. Dabei ist die Hühnerwirtschaft in einem Ausmaß konzentriert, globalisiert und industrialisiert wie kein anderer Agrarbereich.
Uns bleibt nur noch die Illusion vom Huhn. Je stärker zerstückelt und verarbeitet, desto größer die Macht der Konzerne, desto industrieller und globaler die Hühnerhaltung. Die Folgen sind Zerstörung der kleinbäuerlichen Tierhaltung und somit Vernichtung von Existenzen in Afrika, die Entstehung neuartiger Tierseuchen, die Zurichtung des Tieres als Rohstofflieferant, die Entfremdung des Verbrauchers von seiner Nahrungsgrundlage, und das weltweit.
Die Autoren haben sich mit den verschlungenen Handelströmen des »Globalen Huhns« befasst. Sie haben mit Experten der Branche geredet, sich mit Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft auseinandergesetzt und vor Ort recherchiert. Das Ergebnis ihrer Nachforschungen präsentieren sie in diesem fakten- und erkenntnisreichen Buch.


 

»Resterampe Afrika – Europäer essen die Hühnerbrust oder mal einen Flügel. Japaner lieben die Schenkel - und wohin gehen Herzen, Bürzel, Gurgeln? Nach dem Tiermehlverbot von 2001 brauchten die Hühnerproduzenten einen neuen Markt für unverkäufliche Geflügelteile. Und fanden ihn in Afrika. Weil jetzt zig Tonnen billiger Hühnerreste aus Europa dort landen, ist das örtliche Federvieh nicht mehr konkurrenzfähig. Ein äußerst informatives Buch über die verschlungenen Wege der Handelsware Huhn.«
(Greenpeace Magazin)

»Vor gut einem Jahr war die Vogelgrippe in aller Munde und beherrschte auch die Schlagzeilen in den Medien. Kürzlich hat die Weltgesundheitsversammlung in Genf das Thema diskutiert. Vom Tisch ist das Problem also noch nicht. Das Buch ›Das globale Huhn‹ setzt sich mit diesem Thema auseinander.
Das globale Huhn ist nicht mehr als die Summe seiner Teile. Denn über die nationalen Grenzen hinweg reist das Huhn von heute weder lebendig noch ganz. Sondern meist in Einzelteilen – und immer tiefgefroren, und dies in ganz verschiedene Richtungen. Die Brustfilets steuern Europa und die USA an, Hühnerköpfe begrüßen Chinesen und Thailänder, Neben- und Restprodukte schifft die Broilerindustrie gerne nach Afrika, und zwar zum Schleuderpreis. Das wiederum – so zeigt das Buch in gut verständlicher und klarer Weise – macht die dortigen Hühnermärkte kaputt. Nach einer Untersuchung einer Interessenorganisation von Kleinbauern in Kamerun gingen allein im Jahr 2003 110.000 Arbeitsplätze verloren, weil die Billigexporte aus der Europäischen Union im Land weniger kosten als die heimischen Hühner und deren Teile.
Alle betriebswirtschaftlichen Daten belegen, dass die EU eigentlich bei Geflügelfleisch im internationalen Vergleich nicht wettbewerbsfähig ist. Dennoch hat es die EU-Geflügelwirtschaft geschafft, sich zu einem wesentlichen Exporteur auf dem Weltmarkt zu mausern. Dies stellen die beiden Autoren Francisco Marí und Rudolf Buntzel in ihrem Buch fest.
Dass die EU-Geflügelwirtschaft afrikanische Märkte zerstören kann, hat einen einfachen Grund: Die Produzenten in Europa haben die Kosten für das Huhn durch den Verkauf der besseren Teile für den heimischen Markt schon herausgeholt. Die nichtverwertbaren Teile müssten die Fleischunternehmen nun entsorgen. Daher ist es einträglicher, sie in armen Ländern zu Dumpingpreisen noch an den Mann oder die Frau zu bringen. In dieser Branche lohnt sich die Verwertung jeder Faser des globalen Huhns – die Masse macht‘s. Denn mittlerweile kreuchen und fleuchen pro Jahr rund 40 Milliarden Masthähnchen in den Hühnerbatterien der Welt herum.
Kopf an Kralle aufgereiht, würden die Hähnchen, die allein von Kentucky Fried Chicken jährlich weltweit verkauft werden, eine Strecke von fast 450.000 Kilometern ausmachen. Das entspricht einer elffachen Erdumrundung am Äquator.
Kein Wunder, dass dabei die Individualität des globalen Huhns ein wenig leidet. Die Zeiten des eitlen, stolzen Hahns auf dem Misthaufen sind vorbei! So gibt es derzeit eigentlich nur zwei Sorten des gefiederten Fleischlieferanten: Die einen tragen den Namen Cobb 500, die anderen Ross 308. Ihre Urahnen sind gekreuzt, gezüchtet und weiter genetisch perfektioniert worden. Denn nicht jedes Huhn kann weltweit eingepfercht werden in die Lege- und Zucht-Batterien: Die Cobbs- und Rossküken dieser Welt sollen gegen mögliche Viren und Seuchen resistent sein, die Hühnerbrust muss ein wenig stolzer sein, also größer und ertragreicher, und schließlich brauchen sie ein sanftes Gemüt, damit sie einander nicht in der engen Nachbarschaft zerfleischen.
Das Buch gibt einen guten Einblick in die Hühnerindustrie dieser Welt, ohne dabei in moralisierende Töne zu verfallen. Trotzdem stellt sich der Leser am Ende doch die Frage, ob er das globale Huhn nicht im Supermarkt links liegen lassen sollte. Denn wie die Henne und das Ei sich um ihren Ursprung streiten mögen, so fragt sich schließlich, ob das globale Huhn sich seinen Konsumenten sucht oder ob der Konsument nicht sein globales Huhn erst züchtet.«
(Hessischer Rundfunk, 22. Mai 2007)

 

 
E-Books zu diesem Titel:

Marí/Buntzel: Das globale Huhn (E-Book, 978-3-86099-966-0) Format: pdf
Preis: 18,99 €
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