Die Psychoanalyse als die Wissenschaft vom Unbewussten hat im Laufe ihrer über 100-jährigen Geschichte spezifische Erkenntnisformen entwickelt, um ihren Gegenstand zu erfassen: die hochspezifische Individualität jedes einzelnen Patienten in Form von Fallgeschichten.
Wie eine erkenntnisfördernde Darstellungsweise für den wissenschaftlichen Diskurs im 21. Jahrhundert aussehen kann und was diese dann zutage zu fördern im Stande ist, erläutern die Beitragenden des Buches. Die Autorinnen und Autoren der Beiträge des Bandes nehmen die unterschiedlichen Darstellungsweisen psychoanalytischen Fallmaterials in ihren Fokus. Sie interpretieren Fallgeschichten auf je unterschiedliche Weise und aus ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive, z. B. aus sprachwissenschaftlicher und strukturaler, literaturwissenschaftlicher
und philologischer, ethnologischer und epistemologischer Perspektive.
Dabei fällt immer wieder auf, dass sich das Subjekt nicht einfach in Worte fassen lässt. Die verschiedenen Versuche, es dennoch zu erfassen, führen zu unterschiedlichen Weisen von Falldarstellungen oder des Umgangs mit Krankengeschichten.
Christoph Braun
»One size fits all« Die psychoanalytische Fallgeschichte als Sprachspiel. Oder: Was nicht aufhört, sich (nicht) zu schreiben
Bernd Heimerl
Das Stundenprotokoll im Blick der Rezeptionsästhetik
Inga Anderson
Familienähnlichkeiten zwischen Literatur und Psychoanalyse. Gespaltene Selbsterzählungen und Doppelgänger-Gestalten bei
Siri Hustvedt
Barbara Heindl
Fallgeschichte einer Adoleszenz – Wolframs Parzival in psychoanalytischer Lesart
Andreas Gehrlach
Louis Althussers Diebstahl eines Atom-U-Boots und der aleatorisch-lukrezianische Materialismus seines Spätwerks
Josef Ludin
Braucht die Psychoanalyse einen Gründungsmythos?
Wilhelm Brüggen
Das Erlebnis der Urverdrängung und die Liebesmythen der Psychoanalyse
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