Ende des 19. Jahrhunderts prägte Freud den Begriff des psychischen Apparats. Er verfestigte darin die psychischen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts in einem übergeschichtlichen Apparat, von dem er annahm, dass dieser allen seelischen Phänomenen wie eine unveränderbare Struktur zu Grunde liegt.
Und doch scheint die Geschichte an diesem Apparat nicht spurlos vorübergegangen zu sein. Die psychischen Strukturen und damit die psychischen Probleme der Patienten haben sich geändert, so dass sich die Psychoanalyse heute mit neuen Anforderungen konfrontiert sieht.
Ärzte, Psychoanalytiker und Kulturwissenschaftler gehen in diesem Band der doppelten Frage nach, welche evolutionären und historischen Veränderungen die seelischen Strukturen in der Geschichte des Menschen bis zu Freuds psychischem Apparat schon durchlaufen hatten und wie sich die seit Freuds Lebenszeit eingetretenen soziokulturellen Umbrüche darauf ausgewirkt haben.
Inhalt
Wilhelm Brüggen
Über »traurige Flaneure«, »glückliche Wilde« und »die geheimen Verführungen der Moderne«
Mario Erdheim
Der Beitrag der Adoleszenz zur Modernisierung des psychischen Apparats
Alf Gerlach
»Ich kann es mir nicht leisten, traurig zu sein« – Psychoanalytische Betrachtungen zur Umwälzung in der chinesischen Gesellschaft
Klaus-J. Lindstedt
Versuch über die Entstehung des psychischen Apparats in der Evolution der Hominiden
Josef Ludin
Warum ist die Psychoanalyse eine Kulturarbeit?
Thomas Macho
Filmrisse – Zur Geschichte des Vergessens
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